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Vertikale Landwirtschaft

Die Zukunft der Menschheit wird von vielen Begehren, Notwendigkeiten und Entwicklungsprozessen beeinflusst. Manche Menschen blicken mit Sorge in die Zukunft, andere wollen sie aktiv positiv mitgestalten.

Das zweite halte ich persönlich für den sinnvollsten Ansatz.
Eine der vielen Strömungen, Gedankenspiele und Visionen, die uns das Leben in der Zukunft vielleicht erleichtern könnten, ist der Gedanke des „vertical farming“, also der vertikalen Landwirtschaft.

Aber was bedeutet vertikale Landwirtschaft genau?

Jeder Mensch, und davon werden wir vorerst auf der Welt immer mehr, verbraucht im Laufe seines Lebens 73 Tonnen Nahrung. Diese muss irgendwo angebaut werden.

Die vertikale Landwirtschaft betrifft vor allem Räume, die sehr engmaschig funktionieren müssen und dabei mit wenig Grundfläche ausgestattet sind. Also besonders Ballungszentren und Großstädte. Länder wie Japan, die eine sehr begrenzte Fläche für Landwirtschaft zur Verfügung stellen können, gelten als Vorreiter des vertical farming. Die vertikale Landwirtschaft soll auf vertikaler Ebene, also nicht auf großer horizontaler, sondern vor allem auf nach oben oder unten gebauter Fläche Landwirtschaft ermöglichen.

Die Problematik

In so ziemlich allen großen Städten der Welt werden seit Jahrzehnten die Mieten erhöht, die Landflüchtigen suchen sich im immer begrenzteren Wohnungsangebot selbst in kleinen Zimmern einen Zugang zum Stadtleben. Diesen Trend kann man aktuell nicht unterbrechen, also nun die Frage: Wie sollen all diese Menschen mit Nahrung versorgt werden?

Die aktuelle Lage

Aktuell läuft die Versorgung wie folgt ab: Landwirte bestellen viele hundert Hektar Land. Sie werden vom Markt zu immer mehr Effizienz und Effektivität gedrängt. Müssen immer mehr Ertrag erzielen und geben diesen an weiterverarbeitende Betriebe ab. Dann werden die Erzeugnisse vom Land in die Städte, häufig mit viel LKW- und Schienenverkehr, transportiert.

Die Ideenentwickler

Um Transportkosten zu sparen und alle Flächen von Häusern effektiver zu nutzen, entwickeln Mikrobiologen wie Dickson Despommier schon seit Ende der 90er Jahre Konzepte zur nützlichen und dienlichen Anwendung von vertical farming.

Einige Versuche hat es bereits in den 60er Jahren gegeben, Pflanzenhochhäuser zu etablieren. Inzwischen gehen die Pläne aber noch weit über das reine Anbauen der Pflanzen hinaus. Die Projekte sollen sich nicht nur für die Städter lohnen, sondern auch in sich autark arbeiten.

Bedingungen für gelungenes vertikal farming

Eine Grundvoraussetzung zum erfolgreichen Anbau von Gemüse und Salaten ist logischerweise Licht. Denn ohne Licht keine Photosynthese. Deshalb werden die in mehreren Etagen aufgestapelten Pflanzen mit elektrischem Licht (blaue und rote Leuchtdioden) beleuchtet. So sind die Wachstumsvorgänge frei von Wetter- oder Schädlingseinflüssen. Dadurch kann Pestizideinsatz vermieden werden. Das Gemüse ist so vollkommen unbelastet. Zusätzlich sind die abgeschlossenen Räume und Böden (alternativ gibt es auch mit Nährstoffen angereichertes Wasser, in das die Wurzeln der Pflanzen ragen) unabhängig von möglichen Bodenverunreinigungen wie Atomunfällen oder Schwermetallbelastungen.

Alles gut geregelt

Auch die Luftzu- und abfuhr wird geregelt, um das Kohlenstoffdioxid, das die Pflanzen zur Photosynthese benötigen, anzubieten und gleichzeitig zu regulieren. Durch die idealisierte Wachstumsumgebung sprießen die Pflanzen zwei- bis viermal so schnell als unter herkömmlichen Bedingungen.

Aktuell sind aber viele der umgesetzten Modelle noch nicht wirklich rentabel. Das liegt vor allem an den hohen Stromkosten. Sollte hierfür ein veritables Mittel gefunden werden, steht dem vertical farming kaum noch etwas im Weg.