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Vergleiche

Sich zu vergleichen scheint auf den ersten Blick ein unsagbar schwieriges Konstrukt. Wir legen die Maßgaben, die wir an uns selbst haben, an andere an oder umgekehrt.

Das kann von Nebensächlichkeiten wie dem Aussehen eines Körperteils hin zu gesellschaftlichen Gebilden wie dem sozialen Status quasi alles sein.

Wieso vergleichen wir uns? Der Mensch, soziales Wesen durch und durch, will, so scheint es, den Abgleich stetig suchen. Er, der Vergleich, dient vor allem der Anpassung an eine Gruppe/Bewegung/Schicht und gleichzeitig der Abgrenzung von anderen sozialen Gruppen. Wir ordnen uns ein, geben uns so das Gefühl einer Zugehörigkeit und eines zwischenmenschlichen Zuhauses. Ich vergleiche, ich gleiche ab, ich sehe, was die Unterschiede und was die Gemeinsamkeiten sind und kann so Vertrautes finden.

Diese Vergleiche können also sowohl einen sehr positiven Einfluss auf uns haben, weil wir dadurch Geborgenheit, Kameradschaft und Zugehörigkeit schaffen, sie können aber auch ins Gegenteil übergehen. Denn der Vergleich, so sagt ein Sprichwort, sei das, was uns unglücklich mache. Aber wieso ist das so?

Hier kann ich vor allem nur meine ganze persönliche Meinung und Beobachtung sprechen lassen. Der Vergleich, so scheint mir, hat sich in den letzten 300 Jahren massiv verändert.

Was veränderte sich in dieser Zeit?

Die Welt wuchs zusammen. Durch Kolonialisierung, Industrialisierung und die später daraus resultierende Globalisierung ist unsere Selbst- und Fremdwahrnehmung gewandert, aber vor allem massiv gewachsen.

Verglich sich ein Einwohner eines Dorfes im 18. Jahrhundert wohl hauptsächlich mit den 10-200 Menschen seines Freundes- und Bekanntenkreises, und darunter vor allem mit den Gleichaltrigen oder mit denen ähnlichen Standes, so fühlt sich im Zeitalter von Fernsehen, Smartphone und YouTube die ganze Welt greifbar nah an.

Die schönsten, schlausten, reichsten, besten, stärksten und begabtesten Menschen der Welt sind natürlich die, die medial die meiste Aufmerksamkeit gewinnen. Superlative bargen auch im 18. Jahrhundert schon ein starkes Anziehungspotential. Damals aber erfuhr man von solchen Hochbegabungen und Außergewöhnlichkeiten wohl eher selten. Heute sind alle Kanäle, die uns täglich ansprechen, voll davon. Sehe ich also jeden Tag hauptsächlich die schönsten, schlausten, reichsten, besten, also mutmaßlich sogar häufiger als meine, doch meist ganz normalen, Freunde, so wird diese Wahrnehmung verändert. Ich sehe, also bin ich – nicht. Denn wir sind im Vergleich zu diesen Menschen, so soll es uns suggeriert werden, weiß Gott nicht so makellos, keim- und fehlerfrei. Wir sind dann doch immer ein bisschen unvollkommener. Und wer den täglichen Vergleich in allen Disziplinen verliert, der verliert dabei nicht nur an Lust, sondern vor allem an Selbstbewusstsein.

Diese Seite des eigentlich so sinnvollen Konstrukts „Vergleich“ tut uns also tatsächlich auf Dauer nicht gut. In diesem Punkt scheint nun das Sprichwort doch recht zu behalten.

Was Dir helfen kann

Deshalb sage ich Dir eines: Niemand ist in allem der oder die absolut beste. Das ist nicht nur beruhigend, sondern vor allem eine unantastbare Tatsache. Niemand ist jeden Tag wunderbar, gut gelaunt, perfekt gestyled und gibt nur kluge Antworten. Auch, wenn es nicht so scheinen mag, das Leben ist nicht das Cover einer Illustrierten und es wurde noch kein Mensch mit einem Filter im Gesicht geboren.

Wir alle sind vor allem in einem gleich: Wir haben die Chance ein wunderbarer Mensch zu sein, an uns zu arbeiten und uns gemeinsam mit den echten Menschen unseres Alltags ein schönes Leben einzurichten. Darauf sollten wir uns konzentrieren und versuchen, die Bedingungen so angenehm und gleichzeitig fehlertolerant zu gestalten, dass wir am Ende nicht perfekt, aber immer wir selbst sein können.